Ende der Privatsphäre oder notwendiges Instrument?

Mit dem geplanten EU-Vermögensregister könnte das Ende der Privatsphäre für Bürger der Europäischen Union näher rücken. Was als Instrument zur Bekämpfung von Kriminalität vorgestellt wird, sorgt vor allem bei vermögenden Bürgern und Unternehmen für Unruhe.

Das Register soll nicht nur ein Werkzeug im Kampf gegen Geldwäsche und grenzüberschreitende Kriminalität sein, sondern auch als Kontrollinstrument dienen. Finanzinstitutionen der EU-Mitgliedsländer fordern schon seit Langem eine solche Maßnahme, um eine bessere Überprüfbarkeit und Transparenz der Vermögensverhältnisse zu erreichen.

In Brüssel besteht Einigkeit darüber, dass dieses Register notwendig ist. Befugte Stellen sollen dadurch die Möglichkeit erhalten, Auskünfte einzuholen und Daten zu hinterlegen. Der Reichtum eines EU-Bürgers könnte somit theoretisch auf Knopfdruck abgerufen werden.

Ein neues Werkzeug im Kampf gegen Verschleierung

Ein Rechts-Experte betont, dass viele Vermögenswerte innerhalb der EU legal erworben und versteuert wurden. Allerdings fehle es bisher an einer zusammengeführten Datengrundlage, die eine umfassende Überprüfbarkeit der tatsächlichen Vermögensverhältnisse ermögliche. Das EU-Vermögensregister könnte hier Abhilfe schaffen.

Der Prozess zur Einführung des Registers wurde am 16. Juli 2021 durch einen Beschluss der EU in Brüssel gestartet. Ziel ist es, eine einheitliche EU-weite Grundlage für den Umgang mit Vermögen zu schaffen und Gewinne gemeinsam zu besteuern.

Herausforderungen und Chancen des neuen EU-Vermögensregisters

Rechtsanwäte sehen im EU-Vermögensregister ein potenziell wirksames Mittel, um die tatsächlichen Vermögensverhältnisse zu erfassen. Allerdings warnen sie davor, dass der Kampf gegen Schwarzgeld und Finanzpiraterie an anderer Stelle geführt werden müsse. Das Register könne sich als nützliches Werkzeug erweisen, wenn es darauf konzentriert werde, die verschleierten Vermögensverhältnisse einer kleinen, aber vermögenden Personengruppe aufzudecken.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betrachtet das Vermögensregister als Ausgangspunkt für weitere EU-Initiativen. Diese sollen eine einheitliche Rechtsgrundlage und gemeinsame Instrumente zur Verhinderung der Abwanderung von Vermögen in Staaten außerhalb der EU schaffen, die bisher als sichere Häfen für verstecktes Vermögen gelten.

Auswirkungen auf Deutschland und die EU

Für Vermögende in Deutschland stellt das Vermögensregister zunächst keine direkte Bedrohung dar, da die geplanten Regelungen viele der bestehenden deutschen Standards bestätigen. Trotzdem warnen Experten vor einer möglichen Besteuerung des gesamten Vermögens und der Möglichkeit, Vermögen zu klassifizieren.

Diese Diskussion könnte vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Notwendigkeit gemeinsamer Lastenverteilungen innerhalb der EU an Bedeutung gewinnen. Der Regelungsrahmen soll sicherstellen, dass die Lasten, die durch den Klimawandel entstehen, gemeinsam getragen werden – und das erfordert Finanzierung.

Krypto-Währungen und E-Geld im Fokus

Neben klassischem Vermögen wie Immobilien oder Kunstgegenständen könnte das EU-Vermögensregister auch auf neue Vermögensformen wie Krypto-Währungen und E-Geld abzielen. Rechts-Experten erwarten, dass hier ein großer Fokus der zukünftigen Behördenarbeit liegen wird, da dieser Markt derzeit stark wächst und schwer zu regulieren ist.

Was bedeutet das EU-Vermögensregister für die Zukunft?

Das Vermögensregister könnte langfristig das Bild eines „gläsernen Reichen“ schaffen, der seine Vermögensverhältnisse nicht mehr so leicht verbergen kann. Trotzdem betonen Experten, dass der vollständige Durchgriff auf alle Vermögenswerte noch in weiter Ferne liege. Es werde ein schrittweiser Prozess sein, der Vermögenswerte realistischer dokumentiert.

Bislang sollen Vermögensgegenstände im Wert von mehr als 200.000 Euro ins Register einfließen. Auch ausländischer Immobilienbesitz muss gemeldet werden. Ob dies zu neuen Steuerregelungen führt, ist noch unklar.

Fazit: Keine Panik, aber Vorbereitung ist sinnvoll

Obwohl die Einführung des EU-Vermögensregisters einige Bedenken auslöst, insbesondere bei vermögenden Bürgern und deren Beratern, gibt es derzeit noch keinen Grund zur Panik. Die Umsetzung wird Zeit in Anspruch nehmen, und viele Details sind noch unklar. Trotzdem sollten Vermögende in Deutschland darauf vorbereitet sein, die erforderlichen Daten liefern zu können, und sich frühzeitig mit ihren Finanzberatern absprechen.

Ab 2024 könnte der Kampf gegen Geldwäsche auf Basis der neuen Verordnungen im neuen Rahmen beginnen. Die Kritik daran kommt vor allem von Seiten der Vermögenden und deren Interessenvertretungen. Für den durchschnittlichen Verbraucher dürfte das Thema hingegen weniger relevant sein – wohl aber für Erben größerer Vermögen, family offices und familiengeführte Unternehmen.