In den vergangenen Jahren galt Photovoltaik als solides Investment mit steuerlichem Gestaltungspotenzial – insbesondere durch den Investitionsabzugsbetrag (IAB) nach § 7g EStG. Doch bei genauerer Betrachtung erweisen sich größere PV-Anlagen mit reiner Volleinspeisung heute als wirtschaftlich und steuerlich zunehmend unattraktiv.
📉 Wirtschaftliche Eckdaten: Liquidität neutral, Rendite fraglich
Ein typisches Beispiel: Eine 100 kWp-Volleinspeiseanlage mit einem Investitionsvolumen von 100.000 € (1.000 €/kWp) und 20-jähriger Finanzierung (4-5 % Zins, 80 % Fremdkapital). Der durchschnittliche Einspeisetarif (EEG) liegt bei ca. 7,5 ct/kWh – unter Berücksichtigung der Reduktion durch negative Börsenstrompreise (§ 51 EEG) sinkt dieser effektiv um ca. 5-10 % über 20 Jahre.
Durch die Kombination aus EEG-Erträgen und steuerlicher Entlastung (AfA + IAB) entsteht über 20 Jahre eine nahezu neutrale Liquidität – ohne nennenswerten Überschuss. Ein echter Gewinn bleibt aus.
Ab dem 21. Jahr entfällt die Förderung vollständig. Der Strom kann dann nur noch zu Marktpreisen (z. B. 6 ct/kWh) verkauft werden – bei fortlaufenden Kosten wie Wartung und ggf. Pachtzahlungen. Ob sich die Anlage dann noch lohnt, ist ungewiss.
⚠️ Zusätzliche Risiken, die oft übersehen werden
🔧 1. Fertigstellungsrisiko und zufälliger Untergang
In den letzten Jahren kam es vermehrt zu Verlusten durch:
– Insolvenz von Generalunternehmern
– Krankheit oder Tod von Projektträgern
– Betrugsfälle bei PV-Projektierungen
– Bauverzögerungen, die zur Verfehlung der IAB-Investitionsfrist führten
In all diesen Fällen droht nicht nur der Verlust des Investitionskapitals – sondern auch die Nachversteuerung des IAB und ein erheblicher Liquiditätsabfluss.
👴 2. Lange Finanzierungsdauer bei fortgeschrittenem Alter
Für Investoren ab ca. 50 Jahren ist eine 20-jährige Finanzierungslaufzeit oft nicht attraktiv. Banken verlangen zunehmend Sicherheiten und prüfen auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit nach Renteneintritt. Die Flexibilität im Alter wird durch ein solches Investment stark eingeschränkt.
🛑 Fazit: Finger weg von großen Volleinspeiseanlagen
Ein Investment in PV-Anlagen über 100 kWp mit reiner Volleinspeisung ist 2025 nicht mehr empfehlenswert, wenn:
– keine eigene Stromnutzung geplant ist,
– ausschließlich auf steuerliche Gestaltung (IAB) abgestellt wird,
– die Finanzierung über 20 Jahre erfolgt,
– und keine Sicherheitskonzepte gegen Projektrisiken bestehen.
Steuerliche Gestaltung darf nie Selbstzweck sein – sie muss wirtschaftlich tragfähige Investitionen begleiten. Im Fall großer PV-Volleinspeiser trifft das aktuell nicht mehr zu.